Wenn man von Jahrestagen spricht, denkt man normalerweise nur an schöne Ereignisse. Wir feiern Muttertag, Jahrestag mit dem Partner, Hochzeitstag usw.
Es gibt aber auch die stillen Jahrestage, jene bei denen es nichts zu feiern gibt. Jene, die einfach nur traurig sind und an die man nur mit Schmerz denkt - und doch denkt man an sie.
Wunschmamas, die ein Baby verloren haben, werden sich immer an den geplanten Entbindungstermin bzw. den Termin der stillen Geburt erinnern. Nur ist nachher kein Baby da, mit dem man den Geburtstag feiern kann.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich das erste mal mit einem solchen Datum konfrontiert wurde. Der Entbindungstermin meines ersten Babys sollte der 26. September sein. Als ich im Verlauf des Jahres zum ersten Mal die Seite im Kalender mit dem 26. September aufschlug, überkam mich eine riesige Welle der Trauer. Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich mit diesem Tag machen sollte. Am schlimmsten war es im ersten Jahr, da am 26. September keine Geburt mehr stattfand, aber auch in den folgenden Jahren blieb es immer ein besonderer Tag.
Wie soll man mit solchen Tagen umgehen?
Zunächst einmal gibt es keine perfekte Methode und der beste Umgang damit kann sich im Laufe der Zeit auch ändern. Trotzdem ist es wichtig, dass wir den für uns richtigen Umgang damit finden - wir sind hierfür niemandem Rechenschaft schuldig.
Trauer ist eine sehr individuelle Sache. Es gibt Frauen, für die eine Fehlgeburt kein grosses Ereignis ist und die - zum Glück für sich - nicht sehr hart damit zu kämpfen haben. Nach meiner Erfahrung ist es für den überwiegenden Teil der Frauen aber ein einschneidendes Ereignis, welches nicht wesentlich von einem Todesfall eines älteren Menschen zu unterscheiden ist. Jeder Mensch trauert individuell und darf sich die Zeit nehmen, die er bzw. sie dafür braucht - auch wenn es für immer andauert.
Generell bin ich eine starke Verfechterin davon, dem kleinen Wesen einen Raum zu lassen. Vielleicht ist man in der ersten Zeit noch zu überwältigt, einem solchen Termin bewusst zu begegnen, aber auch viele Jahre später kann es heilsam sein, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen.
Je mehr Raum man dem Sternenkind gibt, umso mehr kann überhaupt eine Verarbeitung beginnen. Wenn man an diesem bestimmten Tag sich nicht damit auseinandersetzen kann, dann ist das auch okay, denn es kann auch überfordernd sein. Vielleicht kommt ein paar Tage später der richtige Moment und dann ist das vollkommen richtig.
Einen Jahrestag zu erleben kann auch nur heissen, sich einen Tag frei zu nehmen und einfach sich selbst etwas Gutes zu tun.
In diesem verlinkten Artikel erfährst du, wie du den Geburtstermin deines Sternenkindes schön gestalten kannst, um es in liebevoller Erinnerung zu behalten:
Alle Jahre wieder - andere Feiertage
Eine andere Kategorie von schwierigen Tagen können Festtage wie Weihnachten oder eigene Geburtstage sein. Bei diesen Tagen macht sich manchmal das Gefühl breit, dass es "wieder ein Weihnachten ohne Baby" ist und bereits in diesem Moment fürchtet man sich vor dem nächsten Jahr. Hinzu können Familientreffen kommen, bei denen es auch nicht immer leicht ist, hindurchzunavigieren.
Mir hat es immer geholfen, solche Daten in vielerlei Hinsicht zu entschärfen. Je grösser man selbst den Geburtstag feiert, umso mehr Bedeutung misst man ihm selbst zu und lässt das Ereignis einprägsam werden. Wenn man den Geburtstag aber wie jeden anderen Tag verbringt und z.B. stattdessen an einem neutralen Tag einige Zeit davor oder danach schön essen geht, verbindet man dieses schöne Erlebnis später nicht mit dem Geburtstag. Grund, sich selbst für die anstrengende Reise zu feiern gibt es sowieso immer!
In puncto Familientreffen kann ich nur sagen, dass man viel zu oft den anderen zuliebe teilnimmt, auch wenn einem dies mental eher schadet. Wenn man gerade einen negativen Behandlungszyklus hinter sich hat, ist das letzte was man braucht eine Tante, die mit: "Naaaa, seid ihr nächste Weihnachten zu dritt?" um die Ecke kommt. Wenn es für einen nicht stimmig ist, an einem solchen Anlass teilzunehmen, dann darf man zu seinem eigenen Wohl absagen. Es wird nichts - absolut nichts - deswegen passieren. Man fürchtet sich immer viel zu sehr vor familiärer Ächtung, aber wenn einem solche Treffen unangenehm sind, darf man ihnen fernbleiben.
Letztlich geht es ja um Folgendes: Viele Tanten, Omis und andere Angehörige meinen es absolut nicht böse, wenn sie solche Kommentare machen. Im Gegenteil, sie würden uns wahrscheinlich nur das Beste wünschen und können es kaum erwarten, bis sie die frohe Botschaft vernehmen.
Für Frauen, die unter unterfülltem Kinderwunsch leiden, sind solche Situationen aber purer Stress und es ist verständlich und nachvollziehbar, dass man Tante Gisela und Oma Hildegard auch nicht im Detail über alle Behandlungsschritte informieren möchte - sollte jemand denn genauer nachfragen. Angenommen, dass sie nur das Beste für uns wollen - ist das Beste hier einfach Zeit für sich zu verbringen und sich keinen liebgemeinten Zusprüchen auszusetzen, die einen am Ende aber nur verletzen.
Wenn einem die Decke auf den Kopf fällt an Weihnachten oder am Geburtstag:
Von vornherein Urlaub in einem Land planen, in dem kein Weihnachten gefeiert wird
Geburtstag ebenfalls woanders feiern oder einige Tage davor/danach
Wenn man sich von einem Familienanlass abmeldet, kann man stattdessen eine nette Karte basteln
Die Tage ein bisschen strukturieren, damit man nicht auf dem Sofa in Trauer verfällt
Wenn du in einer individuellen Situation Unterstützung brauchst, helfe ich dir gerne in einem persönlichen Coaching weiter.
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