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AutorenbildAnna Bergmann

Je länger man warten muss, desto mehr vermisst man sein Baby - ohne es zu kennen.

Ab dem Moment, in dem man sich entscheidet, eine Familie zu gründen, ändert sich im Kopf ein Bild. Man hat sich bewusst entschieden, mit einem kleinen Menschen mehr durchs Leben zu gehen. Vielleicht sind dieser Entscheidung noch andere vorausgegangen, die damit zu tun haben, oder aber diese folgen während dem Kinderwunschprozess. Jedenfalls ist ab dann dieser kleine Mensch fest in unseren Gedanken verankert, denn wir gehen ja davon aus, dass er jeden Moment bei uns eintreffen wird.


Auf einmal gibt es kein Zurück mehr, denn sobald man seinen Kinderwunsch verwirklichen will, ändert sich auch vieles andere. Man sieht sich vielleicht um nach einer grösseren Wohnung, man reduziert vorsorglich sein Pensum beim Job oder man kündigt sein Abo beim Boxtraining zugunsten eines Yogakurses.


Ab dann sind alle Fühler auf das Thema Baby ausgerichtet, man sieht plötzlich überall Kinderwagen, hört genau zu wenn jemand etwas über Kinderkrankheiten erzählt und bei jedem Babygeschäft schaut man freudig ins Schaufenster.


Vielleicht überlegt man sich auch schon konkret, ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge wird und wie es heissen soll. Somit entwickelt sich in unserem Kopf immer mehr ein genaues Profil des neuen Familienmitglieds. Man malt sich aus, wie es sein wird, wenn esmit am Tisch sitzt, wo der Kindersitz im Auto hinkommt oder wie es dann bald in den Kindergarten gehen wird.


Aber es kommt nicht.


Unterdessen bekommen Freundinnen schon das zweite oder dritte Kind und deren Leben dreht sich weiter. Aus dem Kinderwagen kommen die Kinder in den Kindergarten, in die Schule usw. Sie machen alle Phasen dazu mit und man wird sogar neidisch, wenn die ganze Familie wieder Magen-Darm hat.


Der eigene Zustand ist für die Aussenwelt nicht sichtbar. Man lebt wie mit angezogener Handbremse. Aus dem Kinderzimmer wurde ein zwischengenutztes Büro - für wie lange? Soll man es erstmal in den Farben für das Büro streichen oder doch schon eine Kindertapete auswählen? Es ist schwer zu sagen, was mehr schmerzt. Vielleicht hat man auch schon erste Sachen gekauft, die aber immer länger im Schrank liegen und immer weiter nach hinten wandern, weil man sie vielleicht auch nicht immer anschauen möchte.


In meiner Kinderwunschzeit habe ich Unmengen an Material angesammelt, welches auch heute noch zwiespältige Gefühle in mir auslöst. Einmal habe ich ein Tagebuch an mein zukünftiges Baby begonnen, welches ich nach ca. 10 (von letztlich 31) gescheiterten Kinderwunschbehandlungen wieder aufgehört habe, weil es mich zu sehr geschmerzt hat. Irgendwann kam ich mir albern vor, so etwas überhaupt zu schreiben.


Da man auch nicht weiss, wann sich denn das Baby endlich ankündigen wird bzw. ob es überhaupt kommt, ist dies eine der schwierigsten Herausforderungen von unerfülltem Kinderwunsch. Das imaginäre Baby ist immer da, je länger man wartet, umso näher kommt es in den Alltag. Die anderen können es aber nicht sehen.


Mein Tipp:

Ich bin fest davon überzeugt, dass dem Wunschbaby Raum gegeben werden sollte, denn wenn es einfach verdrängt wird, staut sich das damit verbundene Gefühl trotzdem irgendwie auf. Es kann aber hilfreich sein, Entscheidungen aus dem Alltag in möglichst kleine Päckchen aufzuteilen, ohne dass dies dem Kinderwunsch widersprechen muss.

Will man also sein Zimmer zwischennutzen, so kann man sich selbst eine Deadline geben, wann man über die weitere Nutzung wieder entscheidet. Wenn man sich z.B. einen Zeitraum von sechs Monaten aussucht, so kann man danach immer noch beim Büro bleiben, oder wenn sich ein Baby ankündigt, rechtzeitig mit dem Umdekorieren beginnen. So wirkt die Entscheidung für ein zwischengenutztes Kinderzimmer zwar passend für den Moment, aber schmerzt nicht so sehr, weil sie nur von kurzer Dauer ist. Man hat so jederzeit die Option, sich wieder auf die aktuelle Situation einzustellen.


In einem persönlichen Coaching kann ich dir weitere Hilfestellungen geben, die für deine Situation am besten passen.

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