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Liebe Mama, die dauernd jammert und ihr Kind "Giftzwerg" nennt


Mama sein ist kein Zuckerschlecken. Das sagt einem niemand so richtig – und gleichzeitig sagt es einem jeder. Man kann sich nicht darauf vorbereiten und man wächst mit seinen Aufgaben. Es ist laut, chaotisch, zäh. Manchmal fühlt man sich wie ein wandelnder Wäschekorb mit Augenringen. Das Kind zahnt, der Kaffee wird kalt, man selbst wird nervös, weil man seit drei Tagen nicht mehr richtig geduscht hat. Alles verständlich. Alles menschlich.


Und doch: Ich beobachte manchmal etwas, das mich innerlich zusammenzucken lässt. Diese fast schon gesellschaftlich verankerte Kultur des Dauerjammerns. Dieses reflexartige „Ich darf mich beschweren, weil es ist ja alles sooo anstrengend.“ Dieses Mimimi-Niveau, bei dem jede Nacht mit wenig Schlaf gleich zur Lebenskrise stilisiert wird.

Und ich frage mich: Wann hattet ihr mal wirklich eine Lebenskrise? Wann haben wir verlernt, Glück als Glück zu erkennen – auch wenn es uns gerade anschreit oder zum dritten Mal aufs Sofa pinkelt?


Wenn jede Alltagshürde zum Drama wird

Ich sehe Mütter, die sich darüber aufregen, dass das Kind sich nur mit der roten statt der blauen Trinkflasche zufriedengibt. Die beim dritten „Mamaaaa, schau mal!“ entnervt das Augenrollen üben – während sie gleichzeitig am Handy durch Baby-Memes scrollen. Oder auf dem Spielplatz, wo die eine sagt: „Boah, also ich hab heute nur vier Stunden geschlafen. Ich weiß nicht, wie ich das überleben soll.“ Und ich denke mir nur: Vier Stunden? Am Stück? Im selben Bett? Herzlichen Glückwunsch.

Und bevor jemand schreit: „Darf man jetzt nicht mal mehr müde sein?“ Doch, darfst du. Darfst du alles. Nur vielleicht – vielleicht – könnten wir es mal wieder in Relation setzen.


Meine Realität sah anders aus

Ich weiß, wie sich Müdigkeit anfühlt. Aber nicht, weil mein Baby mich wach gehalten hat. Sondern, weil ich vor lauter Tränen in der Nacht nicht schlafen konnte.


Weil ich wieder einmal gehofft hatte – und wieder einmal enttäuscht wurde. Weil der Schwangerschaftstest negativ war. Oder schlimmer: Weil er positiv war, aber das Kind sich dann doch wieder verabschiedet hat. Ich habe mein Kind nie schreien gehört – aber ich habe es trotzdem verloren. Mehr als einmal.

Es gibt eine Müdigkeit, die sich nicht wegschlafen lässt. Eine Leere, die kein „Wellnesswochenende“ heilt. Und in dieser Zeit saß ich oft da, in Cafés oder Parks, umgeben von Müttern, die über den „Stress“ klagten, den ihr gesunder, lebendiger, schokoladenverschmierter Nachwuchs ihnen machte.


Ich will nicht dein Leid kleinreden – ich will nur deins mit meinem abgleichen

Hier kommt der wichtige Punkt: Mir geht’s nicht darum, anderen Frauen ihre Probleme abzusprechen. Du darfst genervt sein. Du darfst müde, überfordert, gestresst, ungeduldig sein. Du darfst dein Kind auch mal zum Mond wünschen und gleichzeitig über alles lieben.


Aber: Wenn das Jammern zur Grundstimmung wird, wenn man ständig nur die Belastung sieht, ständig meckert, klagt, sich beklagt – dann übersieht man irgendwann, was man da eigentlich hat.

Ein Kind. Ein gesundes, lebendiges, echtes Kind. Etwas, das andere sich nicht mal mit aller Kraft, allem Geld und allem Glauben der Welt erfüllen können.


Nicht verdient, nicht erarbeitet – einfach Glück gehabt

Viele Mütter glauben, sie hätten dieses Kind, weil sie besonders viel Yoga gemacht, Himbeerblättertee getrunken oder sich „einfach entspannt“ hätten. Aber die Wahrheit ist: Manchmal ist es einfach nur Glück. Reiner Zufall, biologische Lotterie.

Du hast dein Kind nicht, weil du besser bist – sondern weil du Glück hattest, dass dein Körper es zugelassen hat. Dass dein Zyklus funktioniert hat. Dass die Eizelle, die sich entschieden hat, zu dir zu kommen, geblieben ist.

Ich sage das nicht, um Schuldgefühle zu machen. Ich sage es, um Dankbarkeit ins Spiel zu bringen. Um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren – vor lauter kleinen Unzufriedenheiten.


Der Moment, der alles ändert

Wenn du irgendwann nachts wieder wach bist, dein Kind zum dritten Mal nach Wasser ruft, du erschöpft im Türrahmen lehnst – dann denk vielleicht nicht zuerst: „Ich kann nicht mehr.“ Denk mal: „Ich hab jemanden, der mich braucht. Und der da ist.“

Ich weiß, es ist nicht immer leicht. Ich weiß, der Alltag zermürbt. Aber es gibt Menschen, die würden all das – das Chaos, den Schlafmangel, die Trotzanfälle – sofort eintauschen gegen ihr eigenes Schweigen im Kinderzimmer.


Fazit: Du darfst jammern – aber vergiss nicht, zu staunen

Es geht nicht darum, das Mamasein zu verklären. Es geht auch nicht darum, Leid miteinander zu vergleichen wie bei Olympia. Aber vielleicht geht es darum, sich manchmal selbst zu fragen:

  • Worum geht es mir gerade wirklich?

  • Ist das ein echtes Problem – oder nur ein müder Tag?

  • Kann ich trotz allem sehen, was ich habe?

Nicht, um perfekt zu sein. Sondern um präsent zu sein.

Denn wer das Glück hat, Eltern zu sein, sollte sich nicht die ganze Zeit darüber beschweren, dass es manchmal schwer ist.

 
 
 

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