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AutorenbildAnna Bergmann

Tabuthema: Eifersucht auf andere Mütter

Aktualisiert: 5. Juli

Es sind die Momente, in denen eine (nicht so geliebte) Bürokollegin voller Freude ihre dritte Schwangerschaft verkündet, Momente in denen man verstohlen die Kasse wechselt, weil vor einem gerade eine Frau ihr Neugeborenes fest im Arm hält, während sie die Waren auf das Band legt. Noch schwieriger wird es, wenn eine sehr geliebte Freundin plötzlich schwanger ist. Je länger man in dieser Spirale ist, desto mehr sieht man überall nur noch Bäuche und Kinderwagen und man fühlt sich regelrecht verfolgt von dem Thema.


Es ist ein absolutes Tabuthema, aber die meisten Betroffenen von unerfülltem Kinderwunsch werden schon einmal Eifersucht auf andere Mütter verspürt haben. Eifersucht ist in diesem Zusammenhang so schlimm, weil man sich doppelt schlecht fühlt. Man fühlt sich schlecht, weil man kein Kind bekommen kann, und man fühlt sich noch schlechter, weil man es jemand anderem beinahe missgönnt. Man weiss, dass es etwas Schlechtes ist, wegen einem Kind auf jemanden eifersüchtig zu sein. Trotzdem sind diese Gefühle natürlich, wenn man etwas auf dem Silbertablett serviert bekommt, was man sich so fest ersehnt.


Aus meiner Sicht gibt es zwei Arten von Eifersucht. In manchen Fällen sind Menschen auf andere neidisch, weil diese etwas haben oder können, was sie selbst erreicht haben. Das kann ein schönes Haus sein, ein volles Bankkonto, gut Französisch zu sprechen, im Job erfolgreich zu sein usw. Diese Menschen haben aber oft einen unermüdlichen Einsatz gebracht, um ihre Ziele zu erreichen. Würde man den gleichen Einsatz aufbringen, würde man dieses Ziel auch erreichen. Wenn man dazu aber nicht bereit ist , kann man sozusagen die beleidigte Leberwurst machen und einfach neidisch sein. Man möchte das Gleiche erreichen, nur ohne Aufwand. Da das nicht möglich ist, verspürt man einen Unmut. Um diese Art der Eifersucht geht es hier aber nicht.


Die andere Art von Eifersucht ist eine, bei der man von vornherein keine Chance hat, das Erstrebte zu erreichen. Es wird ein Mangelgefühl ausgelöst, was zutiefst menschlich ist. Mangelgefühle gehören zu unserem Überlebensinstinkt. Diese Form ist viel schwieriger auszuhalten, weil man die Situation selbst nicht beeinflussen kann und als ungerecht empfindet. Eifersucht auf andere Mütter gehört in diese Kategorie, weil es nicht am „etwas tun“ liegt, ob man schwanger wird oder nicht. Man ist dem Thema ausgeliefert und es gibt keine Erklärung dafür, warum jemand anderem ein Kind gegönnt wird und einem selbst aber nicht.

Stattdessen wird einem eine neue Schwangerschaft präsentiert, als wäre es das Einfachste auf der Welt (was es für diese Leute manchmal auch tatsächlich zu sein scheint). Die Eifersucht entsteht, weil andere oft selbst gar keine Vorstellung davon haben, dass so etwas wie schwanger werden für andere vielleicht schwierig sein kann. Diese Leichtigkeit ist dann manchmal etwas, was einen als Betroffene zusätzlich provoziert und Wut hervorruft.


Ich persönlich hatte und habe immer noch Mühe mit Müttern, die sich überschwänglich über ihre Kinder aufregen, lamentieren wie anstrengend das alles sei und so weiter. Natürlich ist das Leben als Mama oft anstrengend, aber manchmal erscheinen solche Klagen sehr klein und undankbar gegen die Alternative, gar keine Kinder haben zu können.

Oft hätte ich jedes schreiende Baby gerne angenommen, weil das immer noch besser gewesen wäre, als kein Baby zu haben.

Auch heute sehe ich viele Dinge um ein Vielfaches entspannter als jene Mütter, die nicht auf ihre Schwangerschaften warten mussten oder keine Verluste erlitten haben.


Das will überhaupt nicht heissen, dass andere Mütter ihre Kinder weniger lieb haben. Jede Mutter hat eine einzigartige Beziehung zu ihrem Kind. Für Betroffene von unerfülltem Kinderwunsch hört sich manches aber wie Klagen auf hohem Niveau an, wenn sie alle erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um schwanger zu werden und es trotzdem nicht klappt.


Es ist gewissermassen auch der Neid auf deren Freiheit, auf die Freiheit keine Behandlungen machen zu müssen, das Geld für etwas anderes ausgeben zu können, die Schwangerschaften einfach geniessen zu können und so weiter. Es ist der Neid auf ein Leben, das einem momentan versagt bleibt.


Hier habe ich ein paar Denkanstösse zusammengestellt, wie man besser mit Eifersucht auf andere Mütter umgehend kann:

  1. Setze dich von vornherein bestimmten Situationen gar nicht aus, z.B. Babyshower-Parties, Taufen usw. Man muss nicht bei jeder weit entfernten Bürokollegin an der Babyparty zugegen sein.

  2. Schaue über den Tellerrand: Es ist normal, dass du dich so fühlst und du bist nicht allein. Viele Betroffene fühlen das Gleiche.

  3. Wenn du eifersüchtig auf eine schwangere Freundin bist - denke in guten Momenten an sie, was euch sonst noch alles Tolles verbindet

  4. Mache dir bewusst, dass die Freundin XY an deiner Situation nichts ändern kann, auch wenn sie nicht schwanger wäre

  5. Sprich an, dass eine Schwangerschaft von jemand anderem für dich schwierig ist (hierzu kommt bald ein separater Post!)

  6. Stelle dir deren gesamtes Leben vor, inkl. Ehemann, Haus, Job usw. Würdest du immer noch mit ihr tauschen wollen?

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