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AutorenbildAnna Bergmann

Wenn die Schwangerschaft nach KiWu bzw. Fehlgeburt nicht wie im Bilderbuch verläuft

Aktualisiert: 24. Nov. 2024

Wenn sich nach langem unerfüllten Kunderwunsch oder nach einer Fehlgeburt endlich eine Schwangerschaft einstellt, ist zwar die Freude gross, aber dennoch wird sie von den vergangenen Erfahrungen überschattet.


Diese schwierige Situation beginnt schon damit, dass sich das (aus seiner Optik schon strapazierte) Umfeld freut, dass es endlich geklappt hat. Vom Umfeld bekommen Betroffene meist suggeriert, dass jetzt ja alles in Ordnung sei, da es ja nun geklappt hat. Manchmal könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass das Umfeld nun froh ist, endlich das Problem loszusein. Für sie ist das Thema unerfüllter Kinderwunsch jetzt erstmal beendet.


Aus unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung heraus kennen wir zu 99% das Bild, dass eine Schwangerschaft immer positiv wahrgenommen wird. In Filmen ist die einzige dargestellte Komplikation, dass sich mal jemand übergeben muss. Ansonsten hat man sich gefälligst zu freuen.


Nach langem Kinderwunsch oder nach einer Fehlgeburt sieht die Gefühlswelt von Betroffenen aber anders aus. Sie haben oft Mühe, die Nachricht ganz zu fassen und können das Gefühl des Schwangerseins noch nicht annehmen. Sie haben auch jede Minute Angst, dass etwas schiefgehen könnte, oder dass es (wieder) nicht klappen könnte. Diese enorme Angst hält einen dann meist davon ab, sich schon richtig zu freuen. Oftmals stellen sich Betroffene auch die Frage, ob sie schon eine richtige Bindung zu ihrem Baby aufbauen sollen, falls es ja doch wieder nicht klappt, da dann der Abschied umso schwerer fällt. Darauf habe ich eine klare Antwort:


Eine Bindung besteht sowieso schon und man darf sich hier von niemandem vorschreiben lassen, wie diese aussehen soll. Problematisch finde ich eher werdende Mütter, welche während der Schwangerschaft rauchen und trinken und ihre Bindung so wissentlich und willentlich kaputt machen. Ansonsten gibt es keinerlei wissenschaftlichen Beweis dafür, dass eine Bindung bei verhaltener Freude schlechter sein soll - obwohl viele Unwissende genau das behaupten. Das ist schlicht Quatsch und setzt Betroffene unnötig unter Druck.


Ich selbst war auch nicht davor gefeit, jeden Tag Angst zu haben, da meine Schwangerschaft besonders problematisch verlief (später Verlust eines Zwillings). Dabei entwickelte ich Ticks wie jeden Morgen prüfen, ob der Bauch noch da ist, oder ständige Angst vor dem Klobesuch, weil da der eine Blutstropfen sein könnte.


Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt kein Allheilmittel bei solchen Schwangerschaften. Am meisten Linderung verschafft die Erkenntnis, dass es in Ordnung ist, wenn man es etwas verhalten angeht und dass man Schritt für Schritt weitergeht. Dennoch gibt es einige Tipps, die hier helfen können:

  • Engmaschine Betreuung durch die Frauenärztin: Wenn es dir hilft, mach jede Woche einen Termin zum Ultraschall aus. Und ja, das bezahlt die Kasse, wenn es nur entsprechend durch den Arzt begründet wird. Ob sich die Ärzte davon nicht genervt fühlen? Kurz gesagt: Falls ja, sind sie im falschen Job. Du bezahlst ihren Lohn und nicht sie deinen. Hier darf man ruhig mal etwas egoistisch sein. Wenn du wegen Blutungen kurzfristig ohne Termin in die Praxis marschierst, hat jede Frau im Wartezimmer Verständnis, die nur für einen Jahresabstrich kommt.

  • Habe alle deine Fachpersonen, besten Freundinnen, Apotheken etc. auf Kurzwahl und scheue dich nicht, dort anzurufen.

  • Wenn es gar nicht mehr geht vor lauter Aufregung, hole dir eine Krankschreibung. Kein Arbeitgeber der Welt wird es dir verdanken, wenn du dich im Job unter unnötigen Stress stellst und dafür deine so wertvolle Schwangerschaft gefährdest.

  • Betreibe Psychogyhiene: Mache ein Social Media Detox und umgib dich nur mit Menschen, die dir in dieser Zeit gut tun. Du darfst getrost absagen, bist du dich sicherer fühlst oder lass es auch ganz bleiben, wenn dir eine Bekannte niemals gut tut und sich doch immer wieder meldet.


Das Wichtigste ist aber, dass du anerkennst, dass es vielleicht keine Bilderbuchschwangerschaft werden wird. Das ist ein vorgweggenommener Abschied, denn jede Frau wünscht sich eine sorglose Schwangerschaft mit dem berüchtigten Glow-Gefühl, man möchte im zweiten Trimester Bäume ausreissen und könnte Berge versetzen. Es gibt aber auch welche, bei denen das nicht so ist. Je früher man sich von dem Erwartungsdruck verabschiedet, desto eher ist man mit sich selbst im Reinen.


Eine nicht ideale Schwangerschaft braucht durchaus auch Nachbereitung. Gerade im Zusammenhang mit einer Fehlgeburt ist es nicht nur der Abschied von dem ungeborenen Kind, sondern auch der Abschied von dem Leben, das man mit ihm gehabt hätte, oder eben der Abschied von der Schwangerschaft, die man sich vorgestellt hat. Auch wenn ein Baby am ende lebend auf die Welt kommt, ist es trotzdem ein Abschied von einer Schwangerschaft, die so nie stattgefunden hat. Nach der Geburt überwiegt meist erst die Freude über das Baby, aber ich empfehle allen Betroffenen, eine nicht optimale Schwangerschaft danach - wann immer es sich richtig anfühlt - nachbereitet wird. Nur so kann man damit abschliessen und wieder nach vorne schauen - was auch immer dort auf einen wartet.


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